Und in der Tiefe entsteht ein Schatz
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Taucher heben die Flaschen der Sonderedition aus dem Hause Črnko in der Bucht von Piran.
Wie so oft im Leben führte auch hier der Zufall Regie: Weinbauern versteckten ihre Weine vor Plünderern, vergruben sie im Acker oder versenkten sie im Meer. Nach Jahren holten sie die Flaschen, Amphoren oder Fässer wieder aus der Versenkung, verkosteten sie und stellten fest, dass diese wunderbar und besser schmeckten. Experimentierfreudige Winzer spielen heute mit dieser anderen Art der Lagerung, die sehr aufwändig ist und natürlich ihren Preis hat.
Gabriele Sudy und Walter Unterweger präsentieren stolz ihre Raritäten aus dem Wörthersee.
Edle Tropfen aus dem Wörthersee
So hat zum Beispiel das Lavanttaler Weingut „Lenzbauer“ im Wörthersee einen außergewöhnlichen Reifungsort für seine Weine gefunden. Im Vorjahr wurden 300 Flaschen in 20 Metern Tiefe versenkt und nach 365 Tagen gehoben. Bei der Verkostung im Ossiacher Hof waren wir dabei und stellten fest, dass diese Weine anders schmeckten – frischer, duftiger und im Geschmack ausdrucksvoller, weicher und eleganter. Die Bedingungen im tiefen Wasser sind ideal, um Wein reifen zu lassen – konstant vier Grad Celsius und Dunkelheit. Außerdem herrscht in dieser Tiefe rund zwei bar Überdruck, der den Verschluss an die Flaschen presst und abdichtet. Dieser Umstand und die optimalen Lagerbedingungen lassen den Wein auf spezielle Weise reifen.
Muscheln und Korallen haben die Flaschen des „Oceanus“ bunt verziert.
Am Meeresboden
Der slowenische Winzer Silvo Črnko aus Jarenina war 2009 einer der ersten in Europa, der die besonderen Bedingungen unter Wasser für die Lagerung ausgewählter Weine nutzte. Die Idee dazu hatte seine Tochter Tamara, die damals als Teenager gerade Tauchen lernte und von den älteren Jungs, die bei jedem Tauchgang als Spaß unter Wasser Sekt tranken, keinen Schluck bekam. Ihr Vater füllte also Pinot Blanc und Chardonnay in Sektflaschen ab, reicherte diese mit Hefe an und verschloss sie mit Kronkorken. Dann wurden sie in der Bucht von Piran versenkt, wo sie in rund 20 Metern Tiefe bei konstant 12 Grad schlummerten. Nach fünf Jahre natürlicher Fermentation wurde dieser besondere Sekt, der den Namen „Oceanus“ trägt, gehoben. Niemand geringer als der damalige Staatspräsident Turk öffnete die erste Flasche und alle waren davon begeistert. Mittlerweile wird auch ein Gelber Muskat nach dieser Methode hergestellt, der ebenfalls eine Rarität darstellt.
Schatz aus der Erde
Der Winzer Stefan Lang aus dem burgenländischen Neckenmarkt verdankt seinem Großvater Sepp die Idee, Weinfässer zu vergraben. Dieser hatte seine besten Weine im Krieg vor den Soldaten in der Erde versteckt, danach wieder ausgegraben und festgestellt, dass sie wunderbar schmeckten. Mittlerweile vergräbt bzw. hebt Familie Lang jedes Jahr ein paar Fässer mit rotem Cuvèe in ihrem Weingarten. Die Erde umschließt die Fässer fest und sorgt für ein gleichmäßiges Klima, tiefe Dunkelheit und Ruhe zum Reifen. „Hier kann der Wein genau die Kraft tanken, die er beim Genießen ausstrahlen soll. Diese spezielle Form der Reifung ist eine der ältesten und feinsten Methoden der Welt“, erklärt der Winzer.