Im Westen viel Schönes
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Limone liegt an der „Gardesana Occidentale“, die zu den schönsten Küstenstraßen Italiens zählt.
Drei Regionen teilen sich den mit 52 Kilometern Länge größten See Italiens, der zwischen den Alpen und der Poebene liegt: Der Norden gehört zu Trentino-Südtirol, der Osten zu Venetien und der Westen zur Lombardei. Im Norden von hohen Bergen umgeben, schmal und windig, wird der See im unteren Teil weit und von sanften Hügeln gesäumt. Viele Urlauber, vor allem deutschsprachige Windsurfer, Kiter und Segler, zieht es an den nord-östlichen Teil des „Lago“, wie sie ihn nennen. Der Westen ist noch nicht so überlaufen, ursprünglicher und italienischer. Vor allem lockt er mit einer ursprünglichen, atemberaubenden Natur und einigen spektakulären Besonderheiten, die man auf der Fahrt entlang der Küstenstraße „Gardesana Occidentale“ entdecken kann, die erst Anfang des 20. Jahrhunderts fertiggestellt wurde. Bis dahin waren viele Orte am Westufer nur mit dem Boot oder über Bergwege erreichbar. Schon die Fahrt entlang der schmalen Straße ist ein Erlebnis, die Aussichten wechseln ständig und die teils unbeleuchteten Felsentunnel sind sehr beeindruckend.
In der Bucht von Salò lädt die längste Promenade am Gardasee zum Flanieren ein.
Genüssliches Flanieren
Als idealer „Stützpunkt“ bietet sich Salò an. Eine quirlige Stadt, zentral gelegen und mit besonderem Flair, wo Einheimische noch die Hauptrolle spielen. Man trifft sie beim abendlichen Spaziergang mit Kind und Hund am „Lungolago“ oder beim „Aperitivo“ in einer der gemütlichen Bars am Seeufer. Gleich dahinter lädt die bezaubernde Altstadt mit ihrer schmalen Einkaufsstraße zum Flanieren ein. Groß ist die Auswahl an tollen Boutiquen, Feinkostläden, guten Restaurants und schönen Hotels. Geschichtsinteressierten wird die Stadt als Sitz der faschistischen „Repubblica di Salò“ in Erinnerung sein.
Traumhafte regionale Küche und sensationelle Weinauswahl: Osteria dell‘ Orologio in Salò
Prächtig und exzentrisch
Nördlich von Salò liegt Gardone Riviera, das wegen seines milden Klimas seit Ende des 19. Jahrhunderts als eleganter Kurort gilt. Das Ufer wird von prächtigen Grand Hotels geprägt, in denen es sich schon gekrönte Häupter und Staatsmänner gutgehen ließen. Auffallend ist der Turm „Torre San Marco“, in dem sich heute ein Nachtclub mit Restaurant befindet. Auf der anderen Straßenseite sticht die pompöse Villa Alba ins Auge, die als Sommerresidenz für Kaiser Franz Joseph erbaut wurde. An Prunk und Pracht ist aber das Anwesen des exzentrischen Dichters Gabriele d`Annunzio nicht zu überbieten: Il Vittoriale degli Italiani – das Siegesdenkmal der Italiener, heute ein riesiger Museumskomplex. Sehenswert ist auch der Botanische Garten „Heller Garden“, das zwar nicht mehr im Besitz des österreichischen Künstlers Andrè Heller ist, aber noch immer seinen Namen trägt.
Skurill: Im Park des Museums „Vittoriale degli Italiani“ liegt sogar ein halbes Kriegsschiff.
Der „Heller Garden“ ist ein blühendes Paradies mit Werken berühmter Künstler.
Wo die Zitronen blühen
Weiter geht es über die hübschen Orte Toscolano-Moderno, Gargnano, Tignale und Campione Richtung Norden, nach Limone sul Garda. Der einzige Ort auf unserer Tour, wo es von Touristen nur so wimmelt. Grund dafür sind die markanten Zitronengärten, „Limonaie“ genannt, von denen schon Goethe auf seiner „Italienischen Reise“ schwärmte. Seit dem Mittelalter werden hier Zitronen angebaut, die aber nicht der Namensgeber von Limone sind, denn dieser leitet sich vom lateinischen Limes/Grenze ab.
Das alte Zitronengewächshaus „Limonaia del Castel“ kann man täglich besuchen.
Schauderbar schön
Auf der Rückfahrt wird ein Abstecher auf die grüne Hochebene von Tremosine gemacht. Abstecher ist gut, denn die Fahrt auf der serpentinenreichen Straße, die oft so schmal ist, dass die Autos kaum aneinander vorbeikommen, ist nichts für Ungeübte. Doch es lohnt sich, denn im Hotel Paradiso in Pieve erwartet uns das Highlight des Tages: die „Terrazza del Brivido“, Schauderterrasse. Beim Blick auf den See und die Bergwelt verschlägt es einem fast den Atem. Beim Blick nach unten bekommt man wirklich Gänsehaut: klein wie Ameisen sind die Autos der Besucher, die wie wir auf der „Gardesana“ die Schönheiten des westlichen Gardasees erkunden wollen.
Die Aussichtsplattform „Terrazza del Brivido“ in Pieve hängt auf einer Felskante 500 Meter hoch über dem See.