De goschatn Lotter von Plodn
© Pro Loco Sappada
Die Faschingszeit in Sappada dauert lange und beginnt am dritten Sonntag vor dem Aschermittwoch mit dem Bauernsonntag.
In einem langgestreckten Tal im Norden des Veneto, geformt von der Piave, liegt Sappada/Plodn, eine Gemeinde mit 15 Weilern, „Heivilan“ genannt. Eine deutsche Sprachinsel, wo noch „Plodarisch“, ein mittelhochdeutscher Dialekt mit osttirolerisch-bayrischer Einfärbung, gesprochen wird. Tradition und Brauchtum werden hier hochgehalten, vor allem der Fasching ist eine wichtige Zeit für die Bewohner.
Plodar Vosenocht
Die „Plodar Vosenocht“ wird seit Jahrhunderten gefeiert und brachte eine willkommene Abwechslung und Vergnügen in die kalten Wintermonate, in denen es für die Bewohner recht wenig zu tun gab.
Der „Rollat“ ist die Hauptfigur des Faschings wurde mittlerweile zum Wahrzeichen von Sappada.
Der Rollate
Hauptfigur ist der „Rollat“, eine furchteinflösende Gestalt, groß und stark, die den Umzug anführt. Der Rollat trägt eine Holzmaske mit Bart, einen Pelz, weiß-schwarz-gestreifte Hosten und einen Glockengürtel mit „Rolln“, woher er auch seinen Namen hat. Das einzig Scherzhafte an ihm ist das Halstuch – weiß für Ledige und rot für Verheiratete. Mit einem Besen ärgert er die Leute und fragt, ob sie wohl brav sind „Pische boll nutze?“. Auch alle anderen Figuren tragen handgeschnitzte und traditionelles Gewand, verstellen Stimme und Gang, denn wer unter der „Lorven“ steckt, bleibt ein Geheimnis. Jeder Maskierte ist ein „Lotter“, der auf Ploderisch fest „goschn tuat“: Es wird gespottet und ausgerichtet, Streitereien oder Verfehlungen kommen zutage und so manches Geheimnis wird aufgedeckt.
Auch die Armen haben ihren eigenen Festtag – den „Petlar Sunntach“.
Von Bettlern, Bauern und Herren
Die drei Sonntage stehen ganz im Zeichen der unterschiedlichen Gesellschaftsschichten von damals. Im Dorf Cima Sappada wird der „Pettlar Sunntach-Bettlersonntag“ gefeiert, gleichzeitig Auftakt der Plodar Vosenocht, der heuer auf den 28. Jänner fällt. Dabei wird das harte Leben der armen Bevölkerung dargestellt, die Maskierten ziehen von Haus zu Haus und betteln mit dem Spruch „Osche kann aale?“ – hast kein Ei – um Essen. Am 4. Februar haben die Bauern ihren großen Auftritt: beim „Paurn Sunntach“, dem Bauernsonntag, in dem kleinen Dorf Kratten. Ein närrischer Umzug durch das Dorf, bei dem das bäuerliche Leben von einst – mit Gerätschaften, Tieren und Heuschobern – dargestellt wird und die Maskierten mit Getränken und Faschingskrapfen belohnt werden. Der dritte Sonntag, der „Hearn Sunntach“, ist den Reichen gewidmet. Dementsprechend elegant und prächtig sind die Masken und Gewänder, die den Pfarrer, Bürgermeister, Arzt, Urlauber oder auch das Brautpaar darstellen. Man kann diese heuer am 11. Februar in der Ortschaft Granvilla bewundern.
Vress Montach und Schpaib Ertach
Am Gründonnerstag „Vastign Vinzntog“ gibt es einen großen Wagenumzug, während am Rosenmontag, „Vress Montach“, der „Rollat“ im Mittelpunkt steht. In Gruppen ziehen die „Rollate“ durch den Ort und gehen in die Häuser, um dort so richtig „Auszukehren“. Am „Schpaib Ertach“, die Übersetzung dafür kann man sich vorstellen, bei uns ist es der Faschingsdienstag (13. Februar), wird seit den 1930er Jahren ein lustiges Skirennen veranstaltet, das die Teilnehmer kostümiert und mit Skiern oder skiähnlicher Ausrüstung absolvieren müssen. Um 14.30 Uhr zeigen die Kleinsten bei der „Kinder Vosenòcht“ am Piazza Palù um 14.30 Uhr ihre Kostüme. Damit die Kunst des Maskenschnitzens nicht in Vergessenheit gerät, wird seit einigen Jahren ein Wettbewerb, „Schnitzar bette“ genannt, veranstaltet, bei dem die schönste Maske prämiert wird.