Ein Bad der Sinne im Wald

Sich achtsam in die Natur begeben, eine Auszeit nehmen, den Geist beruhigen, bei sich ankommen: Mit einer erfahrenen Begleiterin machen wir uns auf zum Waldbaden. In Kärnten, dem Bundesland mit der zweitgrößten Walddichte, gibt es zum Glück viele Möglichkeiten dafür.
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Zum Waldbaden sucht man sich einen naturnahen Wald mit vielfältigen Bäumen und Pflanzen, der auch gut erreichbar ist.

Gemütlich sitze ich auf dem weichen Waldboden, an den Stamm einer Fichte gelehnt, spüre das Moos unter mir, höre wie kleine Regentropfen leise auf meine Kapuze klopfen und nehme den ganz besonderen Duft des feuchten Waldes, seine leisen Geräusche wahr, lausche den Worten von Barbara Wiegele, die mich an diesem regnerischen Morgen durch das „Waldbaden“ führt.

Barbara Wiegele ist zertifizierte Waldtherapieführerin und führt durch die sinnesnahen Übungen.

Barbara Wiegele ist zertifizierte Waldtherapieführerin und führt durch die sinnesnahen Übungen.

Teil der Natur werden

Langsam beginne ich mich zu entspannen, loszulassen, in den Wald einzutauchen …
Das ist auch der tiefe Sinn des Waldbadens, wie mir die zertifizierte Waldtherapieführerin erzählt: „Es geht dabei nicht um körperliche Übungen im Wald, sondern darum, alle fünf Sinne und mehr durch verschiedene sinnesbasierte Übungen zu aktivieren, sich als Teil der Natur zu fühlen.“ Wir wissen alle, wie gesund es ist, sich in der Natur zu bewegen, sich zu erden, einfach nur ins Grüne zu blicken und die frische Luft einzuatmen. Waldbaden ist aber viel mehr.

Fühlen, riechen, hören, sehen, schmecken – und der Natur ganz nahe sein.

Fühlen, riechen, hören, sehen, schmecken – und der Natur ganz nahe sein.

Gesundheitstrend aus Japan

„Bei uns ist das ein neuer Trend, der in Japan schon vor rund 30 Jahren begonnen hat und dort ‚Shinrin yoku‘ heißt, was so viel wie ‚Eintauchen in die Waldatmosphäre‘ bedeutet“, erklärt Wiegele. Die unglaublich positiven Effekte auf die Gesundheit von Körper und Geist wurden dort bereits erforscht und wissenschaftlich nachgewiesen:  Waldbaden verringert Pulsschlag und Stress, was gut für das Herz ist, verbessert den Schlaf, hilft beim Abnehmen, hellt die Stimmung auf, reduziert Ängste und mehr. In Japan ist der Begriff „Forest Therapy“ geschützt und es gibt bereits viele zertifizierte Waldtherapiestationen, während wir in Europa erst am Beginn stehen.

Mit Bedacht und ganz aufmerksam durch den Wald gehen, eine neue Erfahrung.

Mit Bedacht und ganz aufmerksam durch den Wald gehen, eine neue Erfahrung.

Lass dich führen

Wer sich auf das Abenteuer „Waldbaden“ einlassen möchte, sollte an einem geführten zwei- bis dreistündigen Waldaufenthalt mit einem ausgebildeten Guide wie Barbara Wiegele – die Finkensteinerin hat ihre Ausbildung beim weltweit führenden Institut „Association of Nature and Forest Therapy“ und beim Deutschen Kneippärztebund gemacht – teilnehmen: „So gelingt es um eine Spur leichter, denn der Wald ist der Therapeut. Ich öffne die Sinnestüren und halte den Raum für die Gruppe, gebe Einladungen zu sinnesbasierten Übungen vor, die man nach eigenen Bedürfnissen abändern kann.“ Nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Firmen nehmen ihr Programm für Stressprävention gerne an, weil es das Gemeinschaftsgefühl stärkt, Mitarbeiter mental und körperlich gesünder – und eine Spur glücklicher macht. Mehr darüber unter Bergbaumblume.at.

Die Autorin war von der positiven Wirkung des Waldes begeistert. 

Die Autorin war von der positiven Wirkung des Waldes begeistert. 

Alle Sinne aktivieren

Nachdem ich nun eine halbe Stunde auf dem Waldboden meditiert und meine Umgebung mit allen Sinnen aufgenommen habe – ich habe sogar „meinen“ Baum umarmt und das war ein unglaubliches Gefühl – gehen wir ganz langsam weiter. Jeder für sich, ohne zu reden. Es folgen einfache und offene Übungen, welche die Sinne schärfen sollen: Man nimmt die Geräusche, Farben und Formen des Waldes wahr. Nach jeder Übung gibt es einen Austauschkreis und jeder erzählt, was er erlebt hat. „Dabei wird jedem mit vollem Herzen zugehört, ohne Unterbrechung. Für viele eine sehr heilsame Erfahrung, weil das im Alltag oft nicht der Fall ist“, weiß Barbara. Als letzte Übung sucht man sich einen „Sitzplatz“ und verweilt dort für eine halbe Stunde. Man stellt dabei zum Beispiel die Frage an einen Baum: Kannst du mir sagen, was ich über mich vergessen habe? Zum Abschluss folgt ein letzter Redekreis und meine Führerin, die auch Kräuterpädagogin ist, hat ein hübsches Picknick mit Tee und Snacks aus Wildpflanzen vorbereitet. Wie es mir geht? Einfach gut, ich bin entspannt und fühle einen tiefen Frieden in mir.

Schon einmal einen Baum umarmt? Das fühlt sich wunderschön an.

Schon einmal einen Baum umarmt? Das fühlt sich wunderschön an.

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