Alpenverein zum Skitouren-Saisonstart
© Gerhard Mössmer
Der Alpenverein informiert über Wichtiges zum Skitouren-Saisonstart.
Nach wie vor sterben durchschnittlich 22 Menschen pro Winter in Lawinen – um diese Zahl zu senken, engagiert sich der Österreichische Alpenverein seit Jahrzehnten in der Prävention und Aufklärungsarbeit und gibt fünf Tipps für eine sichere Skitouren-Saison. Nachstehend die wichtigsten Infos zum Saisonstart.
Lawinenupdate: Geballtes Lawinenwissen für Wintersportler
Das „Lawinenupdate“, die erfolgreiche Vortragstournee des Alpenvereins, liefert eine wertvolle theoretische Wissensbasis für den Tourenwinter. Bergführer Michael Larcher beleuchtet ausgewählte Lawinenereignisse des vergangenen Winters und hilft dem Publikum, den Blick für Gefahrenmuster zu schärfen und grundlegende Sicherheitsmaßnahmen zu verinnerlichen. Der zweite Teil des Vortrags bietet jede Menge Praxiswissen für Tourengeher: Wie funktioniert die Notfallausrüstung, wie läuft ein LVS-Check ab, wie sucht man effizient nach Verschütteten und wo findet man die richtigen Kurse, um den Ernstfall Lawine zu üben? Um die Inhalte zu vertiefen, empfiehlt der Alpenverein die interaktiven eLearnings „Skitouren-Standards: auf Tour“ sowie „Notfall Lawine“, die kostenlos über die Alpenverein Akademie zur Verfügung stehen.
Tipps für Skitouren
Im Gegensatz zu gesicherten Skigebieten lauern im freien Gelände zusätzliche Gefahren, die eigenverantwortliches und risikobewusstes Handeln erfordern. Schon einfache Tipps helfen, das Lawinenrisiko zu reduzieren. „Drei Fragen sollte jeder, der im freien Skiraum unterwegs ist, immer im Kopf haben: Wie? Was? Wo?“, informiert Michael Larcher, Leiter der Abteilung Bergsport beim Österreichischen Alpenverein.
- Wie gefährlich ist es heute? Welche Gefahrenstufe gibt der Lawinenlagebericht aus?
- Was ist heute das Lawinenproblem? Ist es Triebschnee, Altschnee, oder etwas anderes?
- Wo, in welcher Höhenlage und Hangrichtung, sind die Gefahrenstellen?
„Mit diesen elementaren Fragen und einem Entscheidungstool wie der „Stop or Go“-Methode kann ich dann fundierte Entscheidungen treffen“, sagt Michael Larcher. Vor der ersten Skitour sollte man sich zudem Gedanken über die Ausrüstung machen.
Skitour: Notfallausrüstung
Zum obligatorischen LVS-Training zu Saisonbeginn gehört auch ein Materialcheck: Das LVS-Gerät wird mit frischen, hochwertigen Batterien bestückt. Bei der Lawinenschaufel kontrollieren wir, ob alle Verriegelungsmechanismen einwandfrei funktionieren. Hier kommt es immer wieder vor, dass die Verschlussknöpfe verrostet sind und klemmen – einfach reinigen und etwas einfetten. Auch bei der Sonde ist der Verschlussmechanismus die Schwachstelle. Nach der Montage muss der Verschluss zuverlässig halten, die Sondensegmente dürfen kein Spiel haben. Zusätzlich zur Notfallausrüstung Schaufel/Sonde/LVS-Gerät empfiehlt der Alpenverein die Verwendung von Airbag-Rucksäcken. Hier informiert Michael Larcher: „Bei diesem Ausrüstungsgegenstand zeigt sich immer deutlicher, dass die Zukunft elektrisch sein wird. Der Superkompensator ist die Technologie, die dem Zweck am besten dient“. Außerdem gehören immer ein Biwaksack und ein Erste-Hilfe-Paket in den Rucksack. Auch ein Skiservice zu Saisonbeginn ist gut investiertes Geld, denn ein guter Belag und scharfe Kanten sind durchaus Sicherheitsfaktoren.
Planung: Neue Ära am Horizont
Neben der funktionierenden Ausrüstung und der körperlichen Fitness kommt auch der sorgfältigen Tourenplanung eine entscheidende Rolle zu. Neben den klassischen Skitourenführern kommen auch immer öfter Apps wie alpenvereinaktiv.com zum Einsatz, die bei jeder Skitour eine detaillierte Tourenbeschreibung, einen GPS-Track und Fotos bieten. Sehr praktisch: Der aktuelle Lagebericht wird für das Gebiet jeweils eingeblendet. Der neue Karten-Layer „Avalanche Terrain Hazard Map“ (ATHM) zeigt an, inwieweit das Gelände die Auslösung einer Schneebrettlawine durch einen Wintersportler begünstigt. Eine völlig neue Dimension der Planung von Skitouren bietet die Website skitourenguru.ch. „Die Wahl der Tour wird dabei durch einen Algorithmus unterstützt, der sowohl geländespezifische als auch schneespezifische Einflussfaktoren in seinem Kalkül mitberücksichtigt. Das ist der Anfang einer neuen Ära der Skitourenplanung“, sagt Michael Larcher. Das aus der Schweiz stammende Tool hat mittlerweile auch 2.500 Skitouren in Österreich im Programm und gleicht diese täglich mit den aktuellen Infos der Lawinenwarndienste und dem digitalen Höhenmodell ab. Dabei wird ein Risikoindikator errechnet, der dann in den Symbolfarben grün/gelb/rot angezeigt wird.
Ausbildungsprogramm des Alpenvereins – ab ins Gelände!
Noch wichtiger als theoretisches Wissen ist das praktische Üben, um im Notfall schnell und sicher reagieren zu können. Das Ausbildungsprogramm „risk’n’fun“ der Alpenvereinsjugend begleitet junge Freerider auf dem Weg von Abfahrten im pistennahen Bereich bis hin zu hochalpinen Unternehmungen. „Wahrnehmen – Beurteilen – Entscheiden ist dabei das inhaltliche Leitmotiv“, weiß Daniela Tollinger, verantwortlich für die Gesamtleitung von risk’n’fun. „Im Vordergrund steht die Verbesserung der persönlichen Freeride-Skills, wie etwa der richtige Umgang mit der Notfallausrüstung, aber auch das Verständnis für Abläufe in der Gruppe oder das Argumentieren für oder gegen eine Abfahrt im freien Skiraum.“
Von 3. bis 7. Jänner stehen die Locals Tage nach dem Motto „Zeig uns, wo du unterwegs bist!“ im Montafon, Kühtai, Fieberbrunn, am Kitzsteinhorn und am Mölltaler Gletscher am Tourplan. Das Angebot richtet sich speziell an jugendliche Freerider im Alter von 10-16 Jahren.
Immer wichtig: Respekt am Berg
Für die Tatsache, dass Tourengeher im Gelände nur Gäste sind, versucht der Alpenverein mit der Kampagne RespektAmBerg zu sensibilisieren. Die Beunruhigung des Wildes ist ein wichtiges Thema, Lenkungsmaßnahmen zum Schutz der Wildtiere sind bis dato nur für wenige Gebiete installiert. Ganz wichtig ist hier die erste Spur nach einem Neuschneefall auf den Berg, diese gilt es bedacht und risikominimiert anzulegen.
Weitere bzw. nähere Infos unter www.alpenverein.at