Auf Spurensuche im Bärenwald
© Cristine Sonvilla/www.slovenia.info
Die Bären-Population steigerte sich in den letzten Jahren konstant.
„Bären-Watching“ – das verspricht die geplante Tour im Süden Sloweniens nahe der kroatischen Grenze. Miha, ein lokaler Guide aus dem Ort Kočevje, führt uns mit einem Geländewagen in die Wildnis, die nur wenige Kilometer entfernt vom Ortszentrum beginnt. Die Bären-Population lag in den Wäldern von Notranjska und Kočevje viele Jahre lang konstant bei rund 300, aktuell leben mehr als viermal so viele hier. Den Abenteuer-Touristen, die sich die Bären in ihrem natürlichen Lebensraum selbst einmal im Rahmen einer Führung ansehen wollen, spielt die hohe Population in die Karten. Doch es gibt auch Schattenseiten: So kommen die Bären auf ihrer Nahrungssuche immer stärker in bewohntes Gebiet. Miha erzählt, dass vor einigen Wochen eine Bärenmutter auf seine Ranch kam und nicht mehr weggehen wollte: „Das war immer unüblich, aber nun eben eine logische Konsequenz“, meint er.
Im dichtbewaldeten Grenzgebiet zwischen Slowenien und Kroatien finden Bären ideale Lebensbedingungen vor.
Natur (er)leben
Da Bären gerne Energie sparen, bewegen sie sich oft auf Forstwegen fort. Immer wieder halten wir, steigen aus dem Auto und versuchen Spuren zu finden – und tatsächlich: So gut wie immer erkennt man die Bärentatzen am matschigen Untergrund. „Die Spuren sind frisch, nur wenige Stunden alt. Und es war ein großer Bär, der genau in diese Richtung ging“, analysiert Miha für uns. Zwischen dem Picknick mit lokalen Speisen und Ausblick auf das weite Tal bis nach Kroatien zum einen und dem Salat-Essen, das vom nebenbei auch als Survival-Trainer aktiven Miha mit frisch gepflückten Kräutern und Gräsern zubereitet wurde, zum anderen konnten auch Spuren anderer Wildtiere entdeckt werden: Luchse haben wenige Tage zuvor an einer Lichtung ein Reh überrascht, heute ist außer einigen Knochen kaum noch etwas von diesem zu sehen. Das (Er)Leben hier hat etwas Natürliches und Ursprüngliches.
Braunbären im nahen Slowenien: Imposante Tiere mit Familieninstinkt.
Revier gesichert
Nach dem inkludierten Abendessen in einem nahen Restaurant, das alle kulinarischen Stücke spielte und in Wildschwein-Medaillons aus lokaler Produktion gipfelte, ging es zum Höhepunkt des Tages: Tief im Wald trafen wir einen Jäger, der uns zum Ziel führen sollte. Die Autotüren mussten leise geschlossen und jeder Schritt bedacht werden, um die Bären nicht auf uns aufmerksam zu machen. Nach einigen Minuten Fußmarsch kommen wir zu einem Holzbau, der in ca. drei Metern Höhe aus dem Wald ragt – ab nun heißt es: Warten. In absoluter Stille. Lange tut sich nichts und die Hoffnung schwindet, überhaupt noch einen Bären zu sehen.
Redakteur Lukas Moser bei der Bären-Beobachtung.
Als es langsam zu dämmern beginnt, schleicht sich ein mittelgroßer Bär von links heran, überprüft die Umgebung und frisst gemütlich vor sich hin – ein unheimlich spannender Anblick, ein solch majestätisches Tier nur wenige Meter entfernt in freier Natur sehen zu können. Eine halbe Stunde lang können wir den Bären in aller Ruhe beobachten, bis er plötzlich unruhig wird. Ein weiterer Bär nähert sich, die beiden blicken sich gegenseitig an. Kommt es zum Kampf? Schließlich tritt „unser“ Bär die Flucht an, der andere hat sich den Futterplatz gesichert. Und das nachhaltig: Auch lange nach Einbruch der Dunkelheit und trotz Warngeräuschen des Jägers will der Bär nicht weichen. Nur unter dem aufmerksamen Schutz des Waidmanns können wir schnell aus dem Holzbau und zurück zu den Autos. Wer dieses Abenteuer auch erleben möchte, kann es auf www.slovenianbears.com/de/ buchen.
Ein Artikel von Lukas Moser / RegionalMedien Kärnten