Das Gold des Friaul
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Die jungen Winzer führen heute das Traditionsweingut.
„Mein Urgroßvater, Giacomo Perusini, hat im 19. Jahrhundert maßgeblich dazu beigetragen, dass der Picolit in Friaul wiederentdeckt und weit über die Grenzen Italiens bekannt wurde“, erzählt Carlo De Pace Perusini stolz und schenkt uns ein Glas von dem wertvollen, goldig schimmernden Süßwein ein. Das blumig-fruchtige Aroma des edlen Picolit ist betörend und beim ersten Schluck tanzen die Geschmacksknospen. Kein Wunder, dass der Picolit als „König der Weine und Wein der Könige“ genannt wurde und an den Höfen von Rom bis Moskau gerne getrunken wurde. Gemacht wird er aus der seltenen und anspruchsvollen Traube Picolit Bianco, die nur in den Colli Orientali von Friaul wächst. Sie ist wenig produktiv, das Herstellungsverfahren aufwendig und teuer: „Daher wird der Picolit auch das ‚Gold des Friaul‘ genannt. Wir produzieren davon nur 1.000 Flaschen im Jahr“, so der Jungwinzer. Ein Wein für besondere Anlässe, den der berühmte italienische Weinkritiker Luigi Veronelli als „Meditationswein“ bezeichnete.
Bewegte Familiengeschichte
Veronelli hat Perusini in das Verzeichnis der 50 ältesten Weingüter Italiens aufgenommen und deren Familiengeschichte ist spannend wie ein Roman. Die reiche Bürgerfamilie aus Perugia kaufte das Land rund um Rocca Bernarda bei Udine, wo sie ein Schloss bauen ließ und Weinberge anlegte. Erwähnter Giacomo war ein intelligenter Argrarwissenschafter und führte das Unternehmen bis zu seinem frühen Tod. Dann übernahm seine Gattin Giuseppina, Malerin und Schriftstellerin, als eine der ersten Frauen in Italien die Führung des Weingutes. Die tüchtige Geschäftsfrau wurde 100 Jahre alt und brachte den Betrieb zum Florieren. Ihr Sohn Gaetano studierte ebenfalls Agrarwissenschaften und Literatur, der andere Gianpaolo, widmete sich einer anderen Rebsorte des Friaul, der Ribolla Gialla. Doch die Brüder hassten sich und gingen bald getrennte Wege. Dann geschah ein mysteriöser Mord: Gaetano, der homosexuell war, wurde in Triest getötet, der Fall nie geklärt und sein gesamtes Erbe ging an den Malteserorden. Darunter der alte Familiensitz Rocca Bernarda. Doch Gianpaolo und später seine Tochter Teresa, Winzerin und Kunsthistorikerin, führten die Familientradition rund um den Monte San Biagio bei Corno di Rosazzo fort.
Vierte Generation
Das traditionsreiche Weingut wird heute in vierter Generation von Carlo, Tommaso und Michele De Pace Perusini geführt. Die „Jungen“ arbeiten mit viel Leidenschaft und Innovationsgeist, halten aber dabei die Familientradition in Ehren. Ihre Mutter kümmert sich nun mit Hingabe um die Geschicke der Villa Pace, die durch ihren Ehemann in die Familie kam. Die herrschaftliche Residenz liegt in der Nähe von Palmanova und ist ein beliebtes Ausflugsziel mit altem Weinkeller und noblen Zimmern, die zum Übernachten einladen.
Sortenreine Weine
Die Gesamtjahresproduktion des Bio-Betriebes liegt bei 140.000 Flaschen, wobei ausschließlich sortenreine Weine aus eigenen Trauben hergestellt werden: Neben dem Süßwein Picolit die Weißen Ribolla Gialla, Chardonnay, Pinot Grigio, Sauvignon und Friulano sowie die Roten Carbernet sauvignon, Cabernet franc und Refosco dal peduncolo rosso. Auch hervorragende Schaumweine aus Ribolla- und Chardonnaytrauben, nach traditionellem Charmant-Verfahren hergestellt, sind im Sortiment. Verkosten kann man diese in der schönen Villa aus dem 17. Jahrhundert und auch der Besuch des künstlerisch gestalten Weinkellers ist gegen Voranmeldung unter info@perusini.com möglich.
Wein und mehr
Wer möchte, kann hier auch übernachten, denn Familie Perusini vermietet stilvolle Ferienwohnungen und entzückenden Bauernhäusern in den Weinhügeln. Dort oben versteckt sich das Ristorante Al Postiglione, ein echter Geheimtipp! Der Pächter Francisco kommt aus Paraguay und Fleisch ist seine Leidenschaft. Das Fiorentina-Steak ist ein Highlight und der vollmundige Refosco aus dem Hause Perusini ein Traum!