Grenzenloses Kulturerlebnis

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Vom Castello genießt man einen Traumblick auf die beiden Städte, über den Isonzo/Soča bis ins Vipavatal, das Collio und die Julischen Alpen.
Die eine alt und von morbidem Charme, die andere jung und modern: Gorizia und Nova Gorica könnten unterschiedlicher nicht sein. Aber es ist genau diese einzigartige Kombination, die einen Besuch in der Grenzstadt im Osten von Friaul-Julisch Venetien beziehungsweise im Westen der Region Goriška spannend macht. Im heurigen Kulturjahr natürlich auch die vielen Veranstaltungen und Projekte, die unter dem Motto „GO! 2025“ stehen.
Getrennt und wiedervereint
Aber werfen wir zuerst einen Blick auf die gemeinsame Vergangenheit. Schon seit der Antike war der strategisch wichtige Ort am Isonzo multikulturell geprägt – Römer, Slawen und Germanen siedelten sich hier an. Viele Jahrhunderte lang war Görz, benannt nach dem Tiroler Grafengeschlecht, dem sie anfangs gehörte, unter österreichischer Herrschaft. Unter den Habsburgern entwickelte sie sich zu einem beliebten Kurort der Aristokratie und nach dem Ersten Weltkrieg fiel die Stadt an Italien, wurde in Gorizia umbenannt. 1947 die große Trennung: Der alte Teil blieb bei Italien, der neue ging an Jugoslawien und Nova Gorica wurde erbaut. Mittendurch wurde eine hohe Grenzmauer gezogen, die erst 2004 mit dem EU-Beitritt Sloweniens niedergerissen wurde.
Kulturjahr 2025
Heute sind die beiden Städte wieder miteinander verbunden und dort, wo früher die Grenze verlief, entstand das grüne Kreativviertel der Europäischen Kulturhauptstadt 2025. Zentrum ist der neu gestaltete Platz vor dem Bahnhof – Trg Evropa-Piazza Transalpina – wo viele Aktivitäten und Veranstaltungen stattfinden. Höhepunkte sind der „Marsch der Freundschaft“ und die „Europäische Woche“ vom 1. bis 9. Mai, das Kulinarikfestival „Geschmack ohne Grenzen“ vom 26. bis 28. September und die Abschlusszeremonie vom 1. bis 5. Dezember. Alle Events und nützliche Tipps für den Besuch findet man auf der Website GO! Nova Gorica-Gorizia.
Auf den Spuren der Schmuggler
Der Platz ist auch idealer Startpunkt für eine erlebnisreiche Erkundungstour. Die beginnt man am besten im Museum Kolodvor im Bahnhofsgebäude, wo man erfährt, wie sich das Leben an der Grenze zwischen 1947 bis 2004 abspielte. Entlang der alten Grenze geht’s weiter zum Museum Pristava und Museo del Lasciapassare, die sich beide anschaulich dem Thema „Schmuggeln“ widmen, das sich in der Zeit quasi zum Volkssport entwickelte. Sie wollen wissen, wie sich die Grenzgänger damals fühlten? Dann machen Sie bei einem Escape-Room-Spiel oder einer Schmugglertour mit!
Von der alten in die obere Stadt
Weiter geht’s in die Altstadt von Gorizia und im Palazzo Attems Petzenstein, dem Provinzmuseum mit beachtlicher Gemäldesammlung, kann man bis 4. Mai eine Andy-Warhol-Ausstellung bewundern. Sehenswert ist auch „Smart Space“, eine Multi-Media-Ausstellung in der Via Carducci 2, in der die Geschichte der Stadt auf moderne Weise erzählt wird. Wir wollen sie lieber „spüren“ und spazieren über die Piazza della Vittoria und die historische Via Rastello zur alten Burg hin-auf. Durchschreitet man das Burgtor, Porta Leopoldina, betritt man eine eigene Welt: die Görzer Oberstadt, Borgo Castello. Die mittelalterlichen Häuser und Paläste sind teilweise noch bewohnt, hier sind auch ein Mode-, Mittelalter- und Kriegsmuseum untergebracht. Am höchsten Punkt liegt die mächtige Burganlage aus dem 11. Jahrhundert, die sich ebenfalls für das Kulturjahr herausgeputzt hat. Bemerkenswert sind das Mittelaltermuseum mit multimedialem Rundgang und vor allem die Aussicht.
Vielfalt im Kochtopf
Grenzenlos ist auch das kulinarische Vergnügen und die Küche bietet einen feinen Streifzug durch die Küche Mitteleuropas – ein bisschen Friaul, etwas Österreich, garniert mit einer Brise Balkan. Einfach köstlich!