Ostern, mit wem man will
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Ein italienisches Sprichwort sagt: „Natale con i tuoi, Pasqua con chi vuoi“, was soviel bedeutet wie: „Weihnachten mit der Familie, Ostern mit wem du willst.“ Unsere Kollegin Nicole Lazzari, sie kommt aus Pordenone, kann das nur bestätigen: „Ja, das hat wirklich Tradition. Alle freuen sich vor allem auf den Ostermontag, der auf italienisch Pasquetta, kleines Ostern, heißt. Mit Freunden und Familie wird ein Ausflug mit Picknick oder Grillerei gemacht. Campingtische, -Sessel oder Picknickdecken, Essen und Getränke – jeder bringt etwas mit und dann wird gegessen, getrunken und gelacht“. Und weil das wirklich jeder macht, heißt es früh aufstehen und schnell sein, denn die schönsten Plätze sind bald besetzt.
Am „Pasquetta“, Ostermontag, wird mit Freunden ein Picknick gemacht - auch die Sandbänke des Natisone in Cividale sind beliebtes Ausflugsziel.
In kleiner oder großer Gesellschaft
Beliebt sind nette Platzerln in Parks, an Flüssen oder am Meer. Zum Beispiel an den großen Sandbänken des Flusses Natisone in der bezaubernden Stadt Cividale. Oder auf den begrünten Stadtmauern und -gräben von Palmanova, wo die „Pasquetta sui Bastoni“ im großen Stil veranstaltet wird: ein kulinarisches Fest mit Musik und Rahmenprogramm. In anderen Orten, wie in Grado oder Caorle, wird mit der „Grigliata di Pasquetta“ auch gleich die Saison an der Adria eröffnet. Wie gut, dass an diesem Tag auch überall die Eissalons aufsperren.
Die „Colomba pasquale“ ist das typische Ostergebäck in Italien.
Ostern kulinarisch
Essen spielt für Italiener immer eine große Rolle, aber wir wollen von Nicole wissen, welche Speisen in ihrer Heimat typisch für Ostern sind: „Wie in Österreich sind es Eier und statt dem Schokohasen bekommen bei uns Kinder – und manchmal auch Erwachsene – riesige Schokoladeneier, in denen ein kleines Geschenk versteckt ist. Auch hartgekochte Eier werden gerne serviert, zum Beispiel fein gehackt über frischen Spargel, den es bei uns dann auch schon gibt. Fürs Picknick wird eine „Frittata“, eine Art Eieromelette, mit wilden Kräutern, Bärlauch oder wildem Spargel vorbereitet.“ Frische Kräuter dominieren auch das Ostermenü im Restaurant – es gibt zum Beispiel Risotto con ortica oder sclopit und als Hauptspeise kommen Lamm oder Zicklein auf den Tisch. Das traditionelle Ostergebäck darf natürlich auch nicht fehlen: die Colomba, ein Germkuchen in Form einer Friedenstaube mit Mandeln und Rosinen. Typisch für Friaul-Julisch Venetien ist auch die „Pinza triestina“ oder die „Fugassa“ im Veneto.
Das malerische Bergdorf Erto ist Schauplatz eines alten Passionsspieles.
Alte Traditionen
Was Traditionen betrifft, sei noch erwähnt, dass in Italien am Palmsonntag Ölzweige – und nicht Palmkätzchen wie bei uns – geweiht werden. Diese werden dann ebenfalls in Vasen, oft gemeinsam mit Kiwizweigen, gesteckt und mit kleinen bunten Eiern dekoriert. Am Osterwochenende finden im katholischen Italien auch zahlreiche Prozessionen und religiöse Feiern statt. Berühmt sind die Passionsspiele von Erto, einem kleinen Dorf in den Bergen von Friaul. Schon seit vielen Jahrzehnten organisiert ein örtlicher Verein den nachgestellte Kreuzweg Christi, der dort „I Cagnudei“ heißt. Wer möchte, kann am Karfreitag um 20.30 Uhr dieses alte Schauspiel bewundern. Weiter südlich, in Cividale, wird ebenfalls ein alter Brauch gepflegt: er heißt „il Trùc“ und ist lustiges Osterspiel mit Eiern, bei dem vor allem Kinder mitmachen.