Vergessene Kräuter
© Franz Gerdl
Kräuterfrauen aus Irschen
Kräuter spielen in unserer Ernährung eine sehr wichtige Rolle. Hinzu kommen ihre vielen heilenden Eigenschaften, daher kommen Kräuter auch sehr oft in der Naturheilkunde zum Einsatz. Man kann also sagen, dass Kräuter generell einen großen Einfluss auf die menschliche Gesundheit haben. Kräuter begeistern uns aber auch durch die bunten Farben und die wohlriechenden Düfte. Besonders viel Wissen rund um die wohltuenden und heilsamen Pflanzen haben die Einwohner des Kräuterdorfs Irschen im Drautal.
Kräuterdorf Irschen
Irschen verfügt über mehr als 2000 Jahre Geschichte. So gibt es Funde, die beweisen, dass bereits im ersten Jahrhundert vor Christus die Illyrer den Talboden besiedelten. Eine große Rolle bei der Ansiedlung der Menschen spielte seit jeher die günstige Lage des Ortes. Die ist auch für das Vorkommen zahlreicher Wildkräuter verantwortlich. Seit über 30 Jahren wird daher im Kräuterdorf Irschen das Wissen über die vielfältige Verwendung von Kräutern gepflegt und in Führungen, Seminaren und Vorträgen an Besucher und Gäste weitergegeben. Man schwört auf die Kraft der Kräuter, welche aber unter dem Motto „Weniger ist mehr“ mit viel Sorgsamkeit verwendet werden. Das Geheimnis des Dorfes liegt dabei laut den Kräuterfrauen von Irschen auch im Zusammenhalt und dem Miteinander. So gibt es heutzutage zahlreiche kleine Bergbauern, Gastwirte und Kräuterfreunde, welche die Begebenheiten vor Ort nützen. Auf diese Weise sollen die natürlichen Ressourcen der südalpinen Kulturlandschaft für die Nachwelt erhalten bleiben. Die optimale Nutzung der vorhandenen Ressourcen und deren Verarbeitung zu herrlichen regionalen Spezialitäten steht ebenso im Vordergrund. So veredeln die kleinen Produktionsbetriebe des Ortes die Wild- und Gartenkräuter zu köstlichen und heilsamen Spezialitäten, welche sowohl im zentralen Kräuterhaus Pfarrstadel als auch ab Hof zum Verkauf angeboten werden. Wer aber zu jeder Zeit, egal ob im Sommer oder Winter, frische Kräuter ernten möchte, wird am besten selbst zum Hobbygärtner.
Vielseitige Wildkräuter
Vergessene Kräuter
Gerade im Alpe-Adria-Raum zählt das Wissen um die Kräuter zu einem sehr wichtigen Teil der Kulinarik. Dies mag damit zusammenhängen, dass viele regionale Gerichte auf spezielle Kräuter angewiesen sind und nur mit diesen schmackhaft gelingen. Die wunderbare und vielfältige Bandbreite an Geschmacksrichtungen kann dabei übrigens jeder für sich selbst ausprobieren. Wir haben uns daher mit den Kräuterexpertinnen aus Irschen unterhalten und eine Liste von teils vergessenen Kräutern und Heilpflanzen zusammengestellt. Diese gewannen auch durch die Wiederentdeckung alter Gerichte und das steigende Interesse an regionalen Erzeugnissen wieder mehr an Bedeutung.
Echter Salbei
Echter Salbei bevorzugt sonnige Standorte mit trockenem Boden. Ihm werden vor allem zahlreiche Heilwirkungen zugeschrieben. So wirkt er zum Beispiel gut bei Halsschmerzen. Der Salbei hat aber auch eine ausgesprochen schweißhemmende Wirkung. Generell wirkt das Kraut sehr beruhigend und wird auch gerne in Tees verarbeitet. Das Gewürz wird außerdem für Wild, Geflügel, Würste, Fisch und Kräuterkäse benutzt.
Brennnessel
Die Brennnessel ist besonders reich an lebenswichtigen Mineralien wie Eisen, Kieselerde, Kalzium, Magnesium, Vitamin A und C. Sie wirkt blutreinigend, blutbildend, harntreibend, stoffwechselanregend, wassertreibend und ist hilfreich bei Hautunreinheiten. Die Samen können zum Beispiel auf Brot gestreut oder in Brot eingebacken werden. Außerdem verwendet man sie in Gemüsespeisen oder Salatmarinaden. Verwendbar sind bei der Brennnessel das gesamte Kraut, die Wurzel und die Samen.
Giersch
Ein wichtiger Lieferant von Vitaminen und Spurenelementen. Wirkt entgiftend, blutreinigend und harntreibend. Giersch wird außerdem eine gute Wirkung gegen Gicht und Rheuma nachgesagt. Vor allem die jungen Blätter können für Salat, Wildspinat, Pestos, Smoothies und in Suppen verwendet werden. Der Geschmack erinnert dabei an Petersilie. Er ist eines der ersten Frühlingskräuter und grundsätzlich leicht zu erkennen.
Gänseblümchen
Beinahe das ganze Jahr über zu ernten, wirken Gänseblümchen vor allem im Frühjahr stoffwechselanregend, entwässernd, schleimlösend und blutreinigend. Sie enthalten viel Kalzium, Saponine, Gerbstoffe und auch Vitamine. Die Knospen schmecken nussartig und können als falsche Kapern in Gewürzessig eingelegt werden. Schmeckt sehr gut auf Butterbrot, in Salaten, als Tee,oder als Sirup in Öl, Essig oder Alkohol (Tinktur).
Spitzwegerich
Findet vor allem bei Bronchialverschleimung, Husten, schwachem Magen und zur Blutreinigung seine Anwendung. Der Spitzwegerich hilft aber auch bei Blasen oder Insektenstichen. Bei Insektenstichen zerreibt man zum Beispiel einige Blätter zwischen den Fingern und legt diesen Brei sofort auf die betroffene Stelle. Die Blätter schmecken auch in Kräuteraufstrichen, Risotto, Suppen, Salaten oder als Sirup sehr gut.
Das Wissen über die Kräuter soll auch den kommenden Generationen weitergegeben werden.
Nützliche Tipps der Kräuterfrauen aus Irschen
- Schon beim Sammeln auf Sauberkeit achten.
- Nur Pflanzen ernten, die man genau kennt, ansonsten ein Bestimmungsbuch verwenden.
- Achtsam ernten und Rücksicht auf Flora und Fauna nehmen.
- Kräuter immer fernab von befahrenen Straßen, Bahnlinien, gedüngten Wiesen sowie Wegen wo Hunde Gassi geführt werden, sammeln.
- Nur bei schönem Wetter ernten, wenn der Tau schon abgetrocknet ist.
- Kräuter gleich weiterverarbeiten, da längere Lagerung die Inhaltsstoffe mindert.
- Zum Transportieren einen Korb, eine Papier- oder Stofftasche verwenden.