Vom Leben am Berg und von Brad Pitt
Emma Suntinger bei der Einfahrt zum Auernighof, den sie und ihr Mann aufgebaut haben
Plötzlich zogen die Gendarmerie-Beamten ihre Waffen. „Es war ein Remmidemmi, das können Sie sich nicht vorstellen“, erinnert sich Emma Suntinger bei unserem Besuch am Auernighof im Mölltaler Astental. Es war das Jahr 1996. „In der Asten“ – wie die Einheimischen sagen – spielte es „Hollywood“. Im doppelten Sinne: „Ich stand mit einem Gendarmen in der Kehre vor dem Sadnighaus, da kamen zwei Frauen vorbei und fragten, ob sie was trinken könnten.“ Wenig später die eingangs beschriebene Szene. Suntinger: „Das waren zwei Paparazzi. Die haben dort illegal fotografiert und wollten ihre Filme nicht hergeben.“ Das begehrte Motiv der beiden Damen: Schauspieler Brad Pitt. Der drehte damals am Sadnig-Gipfel die Schlusszene für den Heinrich-Harrer-Film „Sieben Jahre in Tibet“. Im Unterschied zu den Fotografinnen kam Emma Suntinger dem Hollywood-Beau ganz nah. „Ich hab ihm die Hand gegeben und mit ihm geredet. Ein sehr sympathischer Mensch, wie du und ich. Er wollte wissen, wie es uns hier in der Asten so geht. Das Gespräch war nur etwas beschwerlich, weil Englisch kann ich nicht, aber das wurde übersetzt“, so die gebürtige Großkirchheimerin.
Lehrerin am Berg
Abseits vom Glanze Hollywoods war das Leben in der Asten lange Zeit beschwerlich. Vom Tal auf den Berg führte keine Straße. Der Fußmarsch dauerte rund drei Stunden. Vor vielen Jahrzehnten war der Schnee so hoch, dass die Astener Kinder nicht unterrichtet werden konnten. Da fragte der Bezirksschulinspektor bei Frau Suntinger nach, ob sie nicht als Handarbeitslehrerin aushelfen könnte. Dass die Uhren damals anders gingen, zeigt folgende Situation: „Wie ich in die Asten geheiratet habe, da haben die Kinder nur von Allerheiligen bis Ostern Schule gehabt. Die übrige Zeit haben sie die Kinder zuhause zum Arbeiten gebraucht. Ich habe dem Schulinspektor gesagt: ‚Wenn meine beiden Kinder in die Schule kommen, würde ich Wert darauf legen, dass sie das ganze Jahr Schule haben, weil die werden einmal in die Welt hinaus müssen.‘“ Gelöst wurde das Problem untereinander. Es gab mehrere Treffen der Bauern. Nach einigen Verhandlungen, der Durchbruch: „Wir hatten es geschafft. Die Kinder aus der Asten konnten das ganze Jahr über in die Schule. Das war ein großer Erfolg.“
Junge übernahmen
Mittlerweile freuen sich Emma Suntinger und ihr Mann Anton über sechs Enkel- und sieben Urenkelkinder. „Alle sind sehr tüchtig, bewirtschaften den Hof, sind selbstständig.“ Das Leben in der Asten habe sich gewandelt. „Früher gingen die Burschen weg, weil es hieß, ‚du bekommst hier kein Mädel herauf‘, jetzt leben die Jungen gerne hier.“ Woanders wohnen möchte Emma Suntinger nicht. „In der Asten ist es am schönsten.“
„Spüre ich noch heute“
Übrigens: Die Hand hat sich Emma Suntinger nach ihrem Händedruck mit Brad Bitt länger nicht gewaschen. „Den Händedruck spüre ich heute noch, das ist ganz eigenartig.“ Schade findet sie Brad Pitts private Probleme (Scheidung von Angelina Jolie, Anm.). „Das ist nicht fein, da bin ich enttäuscht gewesen. Ich bin ich ein anderer Charakter. Ich lege Wert darauf, dass die Familie in Ordnung ist, das ganze Drumherum in der Welt kann man ja nicht beeinflussen, aber in der Familie muss es in Ordnung sein.“