Winzersekte in der Südsteiermark
© Nicole Richter
Federleichte Gläser wie hier beim Weingut Harkamp verleihen dem edlen Getränk noch mehr Raffinesse.
Österreichs Weinbautradition reicht bis in die vorchristliche Zeit zurück und Sekt gehört seit Mitte des 19. Jahrhunderts zur heimischen Weinkultur. Schon Kaiser Franz Joseph I. soll regelmäßig österreichischen Sekt getrunken haben. Doch die vergangenen Jahrzehnte waren geprägt von Begriffen wie Prosecco und Frizzante. Sie wurden zur Selbstverständlichkeit, hatten aber mit Österreich als Herkunftsland so gar nichts am Hut. Deshalb engagiert sich das „Österreichische Sektkomitee“ für die „hauseigenen“ hochwertigen Winzersekte. In drei Qualitätsstufen sind sie unter der Dachmarke „Sekt Austria“ zusammengefasst und schmücken sich mit einer rot-weiß-roten Plakette.
Die Riede Zoppelberg ist eine der steilsten und wertvollsten Lagen der Südsteiermark und geht bis auf 500 Meter Seehöhe.
Historischer Boden
Eines der traditionsreichsten Weingüter der Südsteiermark ist die „Kästenburg“ in Ratsch an der Weinstraße. Schon die Oma des Jungwinzers, Jakob Jakopé, war an der Entstehung der Südsteirischen Weinstraße vor mehr als 60 Jahren beteiligt. Denkt man dort sonst an „stillen“ Wein, so hat sich die Kästenburg vor allem einen Namen in der Sektherstellung gemacht. Die acht angebotenen Sekte werden in traditioneller Flaschengärung hergestellt. Von den Grundweinen über das händische Rütteln bis zum Degorgieren, Etikettieren und Lagern wird alles selbst gemacht. Das nachhaltigkeitszertifizierte Weingut produziert auf acht Hektar 25.000 Flaschen Sekt jährlich und circa das Doppelte davon für Winzerkollegen. Die Nachfrage nach den prämierten Sekten steigt: „Die Konsumenten wollen wieder vermehrt heimische Produkte. Vor allem mit Qualität“, bestätigt Jakob. www.kaestenburg.at
Beim Weingut Kästenburg heißt der Topseller: Muskatellersekt. Er ist „blumig, fruchtig, traubig, beerig“, sagt Jungwinzer Jakob Jakopé.
Bei der Kästenburg wird der Sekt händisch hergestellt. Hier ist der Rosésekt fertig zum Etikettieren.
Generation 7 plus
Ebenfalls direkt an der Weinstraße, in Ewitsch bei Ehrenhausen, befindet sich das Weingut Regele, in siebenter Generation von Ingrid und Georg Regele geführt. Seit 1972 zählt das Haus zu den Vorreitern in puncto Sektproduktion. Schilchersekt und Muskateller Frizzante entstehen im Stahltankverfahren – auch Méthode Charmat genannt. Der Brut Rosé Reserve (aus Pinot-Noir) und der Blanc de Blancs (aus Chardonnay) nach der „Méthode Traditionnelle“ – so wie Champagner. Den Grundstein für die aktuell sieben Schaumweine legte in den 1950er-Jahren Franz Regele mit der legendären „Platscher Perle“. Und heute hat die jüngste Generation mit Juniorchef Franz ein gewichtiges Wort hinsichtlich Innovation mitzureden. Eine klare Haltung hat die Familie zur Natur im Weinbau: „Sie ist unser Partner. Da muss man demütig sein.“ www.regele.com
Großvater Franz legte den Grundstein für den perlenden Wein bei Regele.
Sekt mit Seele
Seit 2007 ist das Weingut Harkamp in Leibnitz ein Sektgut. Auf 20 Hektar, verteilt im Sausalgebiet, baut man unter anderem Welschriesling und Weißburgunder an. Und ist dabei auf Naturweine spezialisiert und nach Demeter biologisch zertifiziert. „Wir greifen kaum in die Weinbereitung ein, arbeiten mit Tee-Präparaten. Bei uns verläuft alles möglichst natürlich. Der Wein schmeckt aber anders, als man es vielleicht gewohnt ist“, erklärt Hannes Harkamp.
Die circa 60.000 Flaschen Jahresproduktion, hergestellt mit der traditionellen Flaschengärung, verkauft er in Österreich, aber auch Australien, den Niederlanden oder Korea. Harkamps Weinreich in der Villa Hollerbrand wurde 1897 von einem Italiener erbaut. Die alten Betonzisternen gibt es teils noch, sie sind aber nicht mehr in Betrieb. Dafür setzt Harkamp auf besondere Traditionen: Amphoren. Neben dem Topseller Muskatellersekt führt er Sekt aus Sauvignon Blanc: „Diese Rebsorte ist immerhin die wichtigste in der Südsteiermark!“ www.harkamp.at
Hannes Harkamp setzt auf kleine Holzfässer und vor allem auf Amphoren verschiedener Größen.
Überraschung gelungen? Am besten gleich ein Fläschchen einkühlen: Der Sommer ist schließlich die beste Zeit für kühle Perlen auf dem Gaumen.